Mit ganzem Herzen

Der erste Monat hier auf dem Hof von Jean Jacques ging ziemlich schnell vorbei und ich versuche jetzt alle Eindrücke, die ich gesammelt habe zu Papier zu bringen.

 

Nach ein paar Tagen in der quirligen Hauptstadt Georgiens, Tbilis, bin ich zusammen mit Jean Jacques und einem Schweizer Berater ins Dorf hochgefahren. Der Hof liegt in dem kleinen Ort Argokhi am Fuße des Kaukasus und er besteht aus einem Dorf  „Zentrum“, das einen kleinen Laden und einen Container für den Müll beinhaltet, und ein paar umliegenden Häusern mit ihren Bewohnern, samt deren Tieren, die auf der Starße zu wohnen scheinen. Die Straßen sind also voller Schweine, Truthähnen, Hühnern, Enten....

 

Komm ich aber mal zum wichtigen, dem Leben hier. Wir arbeiten normalerweise früh am morgen, weil es ab 11 Uhr brühtend heiß wird und am späten Nachmittag bis es dunkel wird. Was  man auf einem Bauernhof so macht ist denke ich ziemlich klar. Im Moment bereiten wir neue Felder vor, befreien sie also vom Unkraut lockern die  Erde auf und arbeiten Kompost ein. Am Nachmittag wird dann gepflanzt, gehackt und gegossen, was bei der Hitze hier ziemlich viel Zeit einfordert. Leider fallen große Teile der frisch gepflanzten Pflanzen einem Insekt zm Opfer (die Maulwursgrille bis zu 7cm groß echt eckelig), dass sich in der Erde versteckt und die Wurzeln der jungen Pflanzen frisst. Also müssen wir den kompletten Kompost nach diesen Tieren durchsuchen. Außerdem backen wir hier unser eigenes Brot und Jean Jacques baut zur Zeit einen großen Ofen um das Brot auch in großer Zahl auf dem Markt verkaufen zu können. Und dann sind natürlich noch die Tiere, zwei Schweine, ein Hund zwei Katzen und demnächst noch ein paar Hühner zu versorgen. 

 Auch wenn die Arbeit recht banal klingt, man kann davon lernen. Ich habe gelernt Respekt zu haben vor den Lebensmitteln die wir jeden Tag so in uns reinstopfen, in denen doch so viel Arbeit steckt. Ich habe gelernt, was tatsächliche regionale Vermarktung ist. Das heißt die Milch vom einen Nachbarn und die Eier vom anderen Nachbarn zu haben und der Rest kommt vom eigenen Feld. Wie oft hat man in Deutschland einen Tisch voller Dinge, von denen man genau sagen kann wo sie herkommen. Achtet doch mal darauf und überlegt bei der nächsten Mahlzeit woher sie eigentlich kommt. Doch das was ich am meisten mitgenommen habe ist, das ich egal was ich tue darauf achten muss es mit ganzem Einsatz zu machen. Es bringt nichts alle Dinge nur halb zu machen und mit den Gedanken immer wo anders zu sein. Egal wie einfach die arbeit ist, damit du sie richtig machst musst du mit ganzem Herzen dabei sein.

 

Ich spreche die ganze Zeit von wir aber wer ist eigentlich wir. Wir das bin ich und immer andere Freiwillige die hier für kürzere oder längere Zeit auftauchen. Bis lang waren  es eine Amerikanerin und zwei Paare aus Frankreich und weiter Freiwillige werden in den nächsten Tagen hier sein. Das hat zur Folge, dass ich in meinem Kopf ein lustiges Sprachengemisch habe: Deutsch, Französisch, Englisch und ein paar Brocken Georgisch (die ich noch versuche auszubauen). So ein internationales Flair habe ich hier im georgischen Dorf gar nicht erwartet.

 

Doch natürlich besteht die Welt auch nicht nur aus Arbeit, wenn wir nicht arbeiten wird zusammen gegessen, geredet und gelacht, manchmal gehen wir zu einem kleinen Wasserfall am anderen Ende des Dorfes um uns abzukühlen oder ich gehe für ein oder zwei Tage nach Tbilisi, wo ich dann mit Freunden typisch georgische Mahlzeiten genieße, was genau das bedeutet erzähl ich noch ein anderes mal oder versuche Dinge zu bekommen die man im Dorf nicht bekommt. 

 

Inken, 2012

Feldarbeit

Mein Aufenthalt bei Temi in Gremi

Wo soll ich anfangen…es gibt so vieles, was ich in den letzten Wochen gesehen und erlebt habe. Vielleicht erst einmal zu den „Fakten“. Seit 2 Monaten bin ich jetzt schon in Georgien und seit einem Monat in meinem Projekt Temi-Gremi.

Georgien, ein Land von der Größe Bayerns, schon seit langem ist es mein Traum hier ein Jahr lang Soziale Arbeit zu leisten. In meinem ersten Monat habe ich mich im „Nichtstun“ geübt. Habe eine Woche im wunderschönen Bergdorf Bakuriani, eine Woche in Batumi am Schwarzen Meer und den Rest meiner Zeit in der lauten und quirligen Hauptstadt Tbilisi verbracht.

Nun zu meinem Projekt, in dem ich mich seit einem Monat aufhalte. Es befindet sich in dem kleinen Dorf Gremi in der Region Kachetien, nahe an der Grenze zu Russland und Aserbaidschan, Temi-Gremi, so heißt mein Projekt, ist eine Art große Lebensgemeinschaft. Es gibt zwei große Häuser, eine Schreinerei, ein Haus für die Wäsche, ein kleines Haus in welchem Wein hergestellt wird sowie noch 2 Scheunen ähnliche Gebäude. Es gibt in Temi 4 große Gärten in welchen hauptsächlich Tomaten angebaut werden und ein ganz neues Gewächshaus(welches aber bis jetzt noch unbenutzt ist). In dem einen großen Haus leben die Gruppe mit den 12 Schwerbehinderten, sowie etwa 10 andere Bewohner, welche von Zizas(Krankenschwestern) betreut werden. In dem anderen großen Gebäude befinden sich die Küche, der Essensraum und das Büro im ersten Stock. Oben sind mein Zimmer(welches ich mir mit zwei anderen Freiwilligen teile), sowie die Zimmer von anderen Bewohnern welche jedoch keine Hilfe von den Zizas brauchen und in ihren Zimmern wie in kleinen Wohnungen leben. Neben mir zum Beispiel lebt Julia zusammen mit den Kindern Mate und Lizi. Ihre Tochter ist erwachsen und lebt in Deutschland. Mate kommt aus schwierigen Verhältnissen und wird deshalb von Julia aufgezogen. Lizi, lebt bei Julia obwohl ihre Eltern auch in Temi leben, sich aber aus psychischen Gründen nicht um sie kümmern können.

Diese kleine Familie einmal als Beispiel, damit man sich vielleicht besser vorstellen kann mit welchen Menschen ich hier lebe und arbeite. Insgesamt leben hier um die 70 Menschen. Die meisten von ihnen kommen aus schwierigen Verhältnissen, wie Zwangsehen oder sind selbst uneheliche Kinder was in Georgien nicht akzeptiert wird.

Außer der Gruppe mit den Schwerbehinderten leben und arbeiten hier auch noch Menschen mit leichter Behinderung. In Temi lautet die Devise, jeder arbeitet so viel er kann( was jedoch bei manchen auch manchmal eher bedeutet ´so viel er will´).

Temi ist eine absolute Ausnahme für Georgien. Werte und Traditionen spielen hier noch eine große Rolle und Familien leben hier, auch in schwierigen Situationen eng zusammen und bedeuten für die Georgier alles. Für viele meiner Georgischen Freunde, ist es wenn ich von Temi erzähle, schwierig zu verstehen in welch einer Situation die Menschen hier zusammen leben.

In Temi einen Rhythmus zu finden ist schwierig. Die Menschen hier leben in den Tag hinein und arbeiten manchmal mehr manchmal weniger. Schon von den Ehemaligen Freiwilligen wurde mir aus Temi berichtet, dass hier kein Freiwilliger von Anfang an zugeteilte Aufgaben hat. Da ich jedoch lieber weiß was meine Aufgaben sind und was ich wann zu erledigen habe, fing ich an mich um die Gärten in Temi zu kümmern. Ich habe das Gefühl, dass ich im Garten, anders als mit den Bewohnern, arbeiten kann wann ich will und was ich will. Anders als mit den Bewohnern deshalb, weil diese nicht dann das mit uns machen was wir wollen und für „pädagogisch sinnvoll“ halten, sondern dann wenn sie grade Lust dazu haben. In Temi einen Plan zu machen, ist möglich, diesen auch wirklich einzuhalten und durchzuziehen schwer. Wir Freiwilligen versuchten in unserer Zweiten Woche grob damit anzufangen einen Plan für unsere Arbeit zu erstellen. Leider fällt mir jetzt auf, dass wir so gut wie nichts davon einhalten konnten. Was mir sehr schwer fällt, ist die Arbeit mit den Kindern. In Temi leben 5 kleine Jungen im Alter von etwa 8 Jahren. Diese Jungsgruppe unter Kontrolle zu bekommen ist für uns Freiwillige an manchen Tagen eine Sache der Unmöglichkeit. Im Moment sind wir für die Kinder noch keine Respektpersonen und es macht vor allem dieser Jungsgruppe einen unglaublichen Spaß unsere Grenzen auszutesten. So enden unsere Abendlichen Spielstunden oftmals in einer Katastrophe. Es macht den Kindern nämlich oftmals viel mehr Spaß uns zu ärgern, sich an uns dran zu hängen und auszutesten wie lange es geht bis wir genug von ihnen haben. Ich versuche deshalb mit den Kindern lieber einzelne Spielstunden zu machen. Unser Zimmer wird also öfters zur Playmobil Spielzone umfunktioniert, das dann aber immer nur für ein oder zwei Kinder. Auch mit Lizi, einem Mädchen von etwa 5 Jahren verbringe ich gerne meine Zeit. Lizi´s Aufmerksamkeit reicht zwar meist nur wenige Minuten aber mit ihr zu Arbeiten macht mir trotzdem sehr viel Spaß.

Cara, 2014

Copyright 2012 Nothelfergemeinschaft der Freunde e.V.
 

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Stand 2012