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Togo 2008

29.06.-31.08.2008

 

Am 28. Juni 2008 brach ich mit einem großen Rucksack und einer Tasche voller Kugelschreiber nach Afrika auf. Ziel war der Ort Kpalimé in Togo. Da die Flüge nach Lomé sehr teuer waren, flog ich nach Accra, die Hauptstadt des westlich von Togo liegenden Ghana. Zwar musste ich dann alleine von Accra nach Kpalimé gelangen, jedoch gibt es eine gute Busverbindung mit Buschtaxen, so dass diese Anreise eine gute und ggf. günstige Möglichkeit darstellt.

 

In Kpalimé wurde ich von meinem Gastvater mit dem Auto abgeholt. Nach dem Abstellen der Tasche ging es gleich auf eine Tauffeier, wo ich neben dem getauften Säugling einen togolesischen Schnaps und afrikanisches Essen in die Hand gedrückt bekam – ein guter Einstieg!

 

Für den nächsten Tag war Maisernte angesetzt. Mit circa 15 Leuten ernteten wir in dem rund 45 Gehminuten und mitten im Dschungel liegenden Maisfeld den Mais und schälten ihn auch. Auf dem Rückweg trug ich einen großen Sack mit Maiskolben auf dem Kopf, sehr afrikanisch fühlte sich das an! In diesem Feld verbrachte ich auch den Großteil meiner Zeit in Kpalimé, meistens mit 1 bis 2 Freiweilligen aus der Organisation, mit denen wir das Feld für die neue Aussaat vorbereiteten. Mir hat diese ehrliche und körperliche Arbeit sehr gut gefallen, sah man doch gleich das Resultat seiner Arbeit. Die letzten beiden Wochen half ich beim Unterricht in einer Privatschule.

 

Ich arbeitete jeden Tag bis zur Mittagszeit, der Nachmittag stand zur freien Verfügung. Diese Zeit nutzte ich gerade am Anfang für einen kurzen Mittagsschlaf, da das Klima und die ungewohnte körperliche Anstrengung mich ermüdeten. Dann las ich ein wenig in meiner Französisch-Grammatik und ging meistens noch in die Stadt, kleine Dinge erledigen, Leute besuchen oder ins Internet (Achtung, extrem langsam und extrem anfällig, da auch ständig Stromausfälle sind).

 

Meine Unterkunft war ein kleines Zimmer auf einem Hof mit zwei afrikanischen Familien und mehreren Schülern, die sich zu der Zeit auf ihr Abi vorbereiteten. Rund 100 Meter entfernt lag das Haus meiner Gasteltern, wo ich Frühstück, Mittag- und Abendessen bekam und das mir jederzeit als Anlaufstelle diente. Sicher ist die Ausstattung sehr einfach (kein Strom, kein fließend Wasser, gemeinschaftliches Plumpsklo), aber gerade das hat für mich die Erfahrung so besonders gemacht, und ich habe nichts von meinem deutschen Lebensstandard vermisst.

 

Die ersten zwei Wochen war eine weitere deutsche Freiwillige in dem Projekt. Da ich das erste Mal in Afrika war, war ihre Anwesenheit und Erfahrung (sie war bereits vier Monate in Togo gewesen) hilfreich, um die dringlichsten Fragen und Unsicherheiten zu klären. Die restlichen 8 Wochen blieb ich alleine, und ich muss sagen, dass mein Aufenthalt dadurch sehr intensiv wurde. Ich verbrachte viel Zeit mit den beiden Waisenkindern, die bei meinen Gasteltern wohnten. Von Nachbarn wurde ich oft eingeladen, auf dem Weg in die Stadt traf ich alle paar Hundert Meter jemanden, mit dem ein wenig geschwatzt wurde.

 

Die Uhren in Togo ticken anders: Für drei kleine Erledigungen, für die man in Deutschland eine Stunde rechnet, habe ich dort auch mal drei Tage gebraucht. Das soziale Leben spielt sich auf der Straße ab, deswegen nimmt man sich die Zeit und redet mal hier, mal da. Am Wochenende haben mich die togolesischen Freiwilligen zweimal zu einem Wasserfall mitgenommen, wir waren mal ein Wochenende in Lomé oder gingen auf eine Feier. Klar ist man anfangs etwas zurückhaltend, aber nach 2-3 Wochen habe ich alle Scheu verloren und habe auch viel mit Leuten unternommen, die ich auf der Straße kennengelernt habe.

 

Angst hatte ich in der gesamten Zeit nicht ein einziges Mal. Die Leute sind durchgehend freundlich. Es kann passieren, dass man als Weiße/r nach Geld/Essen/Handy etc. gefragt wird, als Frau bekommt man reihenweise halb ernst gemeinte Heiratsanträge (Mein Trick: „Klar heirate ich Dich, dann bist Du neben meinem Mann in Deutschland der Zweitmann.“ Der Stolz des afrikanischen Mannes kann das natürlich gar nicht verknusen. So hat man sich freundlich aus der Affäre gezogen und kann gemeinsam darüber lachen, denn das tun die fröhlichen Togolosen sehr gerne. Ich empfehle auch, falls nicht tatsächlich vorhanden, sich einen imaginären Freund/Verlobten/Mann zuzulegen.) Ich würde vorschlagen, nie mit Aggression oder Arroganz zu reagieren. Lieber erklären, dass man das Handy selber noch braucht oder fragen, was der andere einem denn im Gegenzug gibt. So verliert das Gegenüber nicht das Gesicht oder man kann sich weiter freundlich unterhalten und kennenlernen.

 

Auch im Straßenverkehr heißt es umstellen: Man kommt immer überall hin, die Frage ist nur wann. Busse fahren exakt dann los, wenn sie bis auf den letzten Platz voll sind (dabei passen in einen nach unserem Verständnis 9-Sitzer auch locker mal 17 Leute), und keine Minute früher. Ich habe zum Beispiel einmal vier Stunden am Busbahnhof von Kpalimé gewartet, um dann noch mal 10 Stunden Fahrtzeit für 350 km zu brauchen. Bloß nicht ungeduldig werden und versuchen, mit deutschen Maßstäben zu bewerten. Das bringt nichts und verdirbt nur die eigene Stimmung.

 

Da es für mich, da ich schon fest arbeite, relativ aufwendig war, eine 12-wöchige Auszeit zu organisieren, werde ich sobald eher nicht noch mal die Gelegenheit für einen derartigen Aufenthalt haben. Jeder, der die Möglichkeit und Lust auf so eine Erfahrung hat, sollte aber versuchen, in so einem Projekt mitzuarbeiten. Allerdings darf man nicht an der Vorstellung festhalten, in der kurzen Zeit nennenswert die Situation in dem Land oder in dem Umfeld zu verbessern. Sicher trägt man seinen Teil dazu bei, aber im Mittelpunkt steht doch die persönliche Entwicklung und Erfahrung. Gerade für einen Aufenthalt in Togo sollte man auch nicht zu empfindlich sein, was deutschen Komfort angeht, da es sich um ein armes Entwicklungsland handelt. Wenn man bereit ist, sich auf die Gegebenheiten vor Ort einzulassen, gewinnt man dafür einen tollen Einblick in das Leben der Menschen, ihre Bedürfnisse und Beweggründe, die man sonst nie finden würde.

 

Birgit

Togo 2007

Togo 28.06.2007- 15.09.2007


Ende Juni 2007 brach ich zu meiner Reise nach Togo, einem kleinen Land in Westafrika, auf. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine genaue Vorstellung von dem was mich dort erwarten würde. Dort angekommen wurde ich direkt am Flughafen abgeholt. Am nächsten Tag fuhren wir nach Kpalimé, die Stadt in der ich den größten Teil meines Aufenthaltes verbringen sollte.


Ich hatte mich für Projekte im sozialen Bereich, besonders für die Arbeit mit Kindern interessiert. Das erste Projekt an dem ich mitarbeiten sollte fand in einem kleinen Dorf mit ca. 900 Einwohnern statt. Das etwa 11km von Kpalimé entfernte Dorf ist sehr durch Landwirtschaft geprägt, was mir auch die Möglichkeit gab, neben der Arbeit mit den Kindern, die traditionelle Landwirtschaft der Dorfbewohner kennen zu lernen. Mit fünf afrikanischen Freiwilligen blieben wir also 2 Wochen in diesem sehr entlegenen Dorf, das keine Stromversorgung hat und nur eine einzige Pumpe von der die Dorfbewohner und auch wir, für die Zeit unseres Aufenthaltes, Wasser holen konnten. Ein Dorfbewohner stellte uns einen Teil seines Hauses zur Verfügung in dem wir auf Matten schlafen konnten. Unsere „Nachbarn“ liehen uns Tische und Stühle und wir durften deren Küche auch mitbenutzen. Wir waren für unsere Versorgung und die Leitung des Projektes selber verantwortlich und beschlossen 2-mal täglich für ca. 2 Stunden mit den Kindern Spiele zu veranstalten. Neben zahlreichen Spielen wie „Der Plumssack geht rum“ (Le Facteur) und „die Reise nach Jerusalem“ haben wir auch viele Lieder, französische, afrikanische (in Ewé) und sogar auch deutsche, mit den Kindern gesungen. Ein paar Vormittage haben wir in der kleinen Schule des Dorfes ein paar Wiederholungen des letzten Schuljahres mit den Kindern gemacht. Diese Arbeit gestaltete sich für mich besonders schwierig, da insbesondere die kleineren Kinder kaum oder gar kein Französisch sprechen sondern nur ihre Stammessprache Ewé. Zum Glück konnten mir die anderen Freiwilligen immer gut weiterhelfen durch Übersetzungen oder ich versuchte den Kindern in Französisch mit Händen und Füßen die Sachen zu erklären. Neben den Aktivitäten mit den Kindern unternahmen wir auch mehrere kleinere Ausflüge und Besichtigungen. Unteranderem besichtigten wir die kleine Krankenstation des Dorfes, in dem gerade auch eine Mutter mit ihrem Neugeborenen lag. Außerdem besichtigten wir die kleine Wasserstelle, an der die 900 Dorfbewohner vorher täglich Wasser holten und in der Regenzeit oftmals stundenlang auf ein wenig Wasser warten mussten. Ein Jugendlicher des Dorfes erklärte uns dann die Vorzüge der kürzlich eingerichteten Wasserpumpe, die das Leben erheblich erleichterte. Außerdem begleiteten wir einen Katecheten des Dorfes auf sein Feld wo wir das Feld vorbereiteten für die Erdnusssaat und ernteten Kochbananen.


Nach den zwei Wochen im Dorf, kam ich wieder zurück nach Kpalimé, wo ein neues Projekt auf mich wartete. Mein Ansprechpartner von der Organisation sprach mit ein paar Kindern unseres Viertels und wir organisierten zunächst ein paar Nachmittage an denen wir mit den Kindern Fußball spielten und Ideen sammelten für kleine Sketche. Später versuchten die Kinder diese kleinen Geschichten schauspielerisch darzustellen damit sie sie später ihren Eltern vorspielen konnten. Außerdem brachten wir ihnen afrikanisches Trommeln bei und einige kleine traditionelle Tänze, die auch zur Vorstellung gehörten. Mich erstaunte Anfangs die Leichtigkeit mit der die Kinder anfingen zu schauspielern. Sie hatten keine Mühe oder Scheu sich in eine andere Rolle zu versetzen, was mir die Arbeit erheblich erleichterte. Auch bei den Tänzen waren die Kinder sehr interessiert und gaben sich alle Mühe das umzusetzen, was wir ihnen zeigten, auch wenn es mal nicht von Anfang an klappte. Alle 2-3 Wochen spielten wir außerdem sonntags mit ihnen Fußball, damit die Eltern der Kinder während der langen Ferien ein wenig entlastet wurden.


Mein drittes Projekt fand fast gleichzeitig statt. Ich arbeitete in der Grundschule des Viertels in dem ich auch wohnte. Dort hatten die Lehrer Ferienkurse für die Kinder aller Klassen organisiert. Ich arbeitete zusammen mit zwei Lehrern in der 1. und 2. Klassen. Wegen des Raummangels in der Schule mussten die beiden Klassen in einem Raum unterrichtet werden. In diesen Ferienkursen fangen die Kinder schon mal mit dem Stoff des nächsten Schuljahres an. Die Erstklässler müssen zunächst ihre ersten Worte und Lieder in französisch lernen, da die meisten, bis sie die Schule besuchen kein Französisch sprechen. Ich unterstützte die Lehrer hauptsächlich bei ihrer Arbeit und erklärte ihnen auch Methoden mit denen bei uns in der Schule gearbeitet werden. Es gibt große Unterschiede in der Pädagogik, so wird zum Beispiel nie in Gruppen gearbeitet, sondern die Kinder sollen alle einzeln lernen und versuchen besser als der andere zu sein. Vielleicht beruht dies auch auf dem Lehrermangel, denn in der richtigen Schulzeit sitzen 60-100 Kinder in einem Klassenraum mit einem einzigen Lehrer, da ist es schwer so etwas wie Gruppenarbeit zu organisieren. Außerdem haben die Lehrer leider nicht die Möglichkeit Arbeitsblätter und Übungen zu kopieren und müssen also alle Aufgaben einzeln in die Hefte der Kinder schreiben. Bei dieser Arbeit unterstütze ich die Lehrer auch. Für mich war es teilweise etwas schwieriger mit den Kindern, die ja fast nur Ewe sprechen, zu kommunizieren, aber da ich im Laufe meines Aufenthaltes die Sprache etwas gelernt habe, konnte ich mich meistens verstehen lassen.


Neben der Arbeit mit den Kindern ging ich auch mit Leuten von der Organisation und einem Teil ihrer Familien aufs Feld um unter anderem Tomaten zu ernten. Hier hatte ich die Gelegenheit die afrikanische Landwirtschaft, die im Gegensatz zu der deutschen noch sehr unterentwickelt ist, kennenzulernen. Wir mussten alles mit der Hand ernten und eigenhändig (natürlich auf dem Kopf) nach Hause tragen, da keine Maschinen zur Verfügung stehen, die die Arbeit, wie bei uns, übernehmen. Ich lernte bei der Arbeit auf dem Feld auch welche Gemüsesorten und Nutzpflanzen in Togo angebaut werden und mir wurde klar wie hart viele Togoer für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen.


Nach der Arbeit hatte ich abends immer die Möglichkeit noch etwas mit den Volontären von der Organisation oder Freunden zu unternehmen. Ich ging öfters einer Trommlergruppe zuschauen, die in Kpalimé probte oder wir gingen auch ab und zu in kleinere Bars in Kpalimé um zu tanzen. An den Wochenenden unternahm ich teilweise Ausflüge, wie zum Beispiel zum Mont Agou (dem höchsten Berg Togos) oder zu einem Wasserfall. Mit Freiwilligen anderer Organisationen besichtigte ich das Chateau Viale, die Hauptstadt Lomé und unternahm am Ende meines Aufenthalts eine 3-tägige Reise mit dem Auto in den Norden Togos.


In Kpalimé lebte ich mit einer Gastfamilie, die auf einem Hof lebte, auf dem ca. 25 Menschen, aller Altersgruppen, wohnen. Ich hatte mein eigenes Zimmer, verbrachte jedoch die meiste Zeit die ich „zu Hause“ war, im „Wohnzimmer“ der Familie. Die Familie bestand aus dem Leiter der Organisation, seinem Bruder und deren Frau.


Im Familienleben in Kpalimé, sowie im Leben mit den afrikanischen Freiwilligen im Dorf, habe ich auch jede Menge über die togoische Kultur kennenlernen können. Nicht nur, dass meine Mitbewohner versuchten, mir mit allen Mitteln Ewé beizubringen, aber auch, dass ich lernte zu leben wie sie, war eine unvergessliche Erfahrung. Meine Gastmutter hat mir unter anderem beigebracht afrikanisch zu kochen (auf Kohlen) und ich habe versucht die Gewohnheiten und die Lebensumstände, die sich sehr von denen in Europa unterscheiden, anzunehmen. Unter anderem habe ich mich daran gewöhnen müssen mit der Hand Wäsche zu waschen, mit einem Eimer Wasser als Dusche auszukommen, nicht immer Strom zu haben. Doch gerade diese Erfahrung war wertvoll und ich würde sie jedem empfehlen, der bereit ist sich an andere Lebensweisen anzupassen. Ich würde jederzeit wieder nach Togo reisen um die herzlichen, hilfsbereiten Menschen, mit denen ich dort gelebt habe, die mich auch sehr freundlich aufgenommen haben, wieder zu sehen. Die Arbeit, sowie das Leben in Togo sind komplett unterschiedlich von dem in Deutschland, aber ich habe die Zeit trotzdem sehr genossen.  Diese zwei ein halb Monate haben mich sehr geprägt und waren eine einmalige Erfahrung, die ich jedem, der offen und hilfsbereit ist empfehlen kann.

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