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Benin 2007 / 2008

31.10.07 bis 10.02.08

 

Im Oktober 2007 packte ich meine Koffer und reiste für die NdF in den Norden Benins.

Für mich war es die erste große Reise, die ich alleine angetreten bin und ich wollte mich gut vorbereiten.

Im Nachhinein würde ich sagen, der beste Tipp, den ich bekommen habe war der, dass das meiste nicht so läuft, wie man es geplant und vorbereitet hat.

 

Am Flughafen in Stuttgart angekommen - Koffer gepackt, bereit zum Abflug- wird mir von einem Streik bei Air France berichtet und mein Flug umgebucht. So flog ich nun am nächsten Tag über Amsterdam nach Accra und von dort aus nach Cotonou in Benin.

Eigentlich nur etwas ärgerlich wegen der langen Flugzeit, für mich aber schon das erste Abenteuer, denn ich wusste nicht, wie es auf dem Flughafen so funktioniert. In Stuttgart und Amsterdam war das sehr übersichtlich. In Accra jedoch wurde es schon etwas schwieriger, denn den Gängen ohne Beschilderung zu folgen war mir doch zu unheimlich.

Ein Mann vom Flughafenpersonal führte einen verwirrten Geschäftsmann und mich dann doch zur richtigen Stelle. Der Weg dorthin dauerte 40 min und führte aus dem Gebäude hinaus in ein anderes. Da machte sich schon die Erleichterung breit, als ich endlich in der Wartehalle ankam.

Mit nur einer Stunde Verspätung kam ich um Mitternacht samt Gepäck in Cotonou an, wo mich schon die Familie erwartete, bei denen ich in dieser Nacht übernachten konnte.

Wir fuhren eine Weile mit dem Auto zu ihrem Haus und das war der Punkt, an dem ich realisierte, dass ich tatsächlich auf einem anderen Kontinent sein musste. Keine Hochhäuser, keine gepflasterten Straßen, sondern kleine verschachtelte Häuserreihen und Gruppen von Menschen, die vor den Häusern saßen, wenig Licht und Löcher in den Straßen, in denen man hätte ein Schwimmbad eröffnen können.

Es war schon nach 2 Uhr als ich todmüde und mit vollem Magen ins Bett fiel. Mir wurden noch gebratene Bananen und Omelette angeboten, was ich dann aus Neugier und Höflichkeit nicht ablehnen konnte. Es war unglaublich heiß in dieser ersten Nacht und ich war meiner Gastfamilie sehr dankbar, dass sie Platz für mich gemacht haben und mir sogar einen Ventilator aufgestellt haben. Dieser jedoch war so laut, dass ich kein Auge zugemacht habe in dieser Nacht.

Um 5 Uhr morgens klingelte auch schon der Wecker und meine Reise mit dem Bus ging weiter. Ich habe die halbe Fahrt verschlafen, da ich so müde war, aber angenehm konnte man sie nicht nennen, denn außer mir freute sich jeder über die Musik, die bis zum Anschlag aufgedreht war und das ständige Hupen, das mir das Trommelfell platzen ließ.

Nach  3 Tagen anstrengender und unheimlich aufregender Reise kam ich in Tanguiéta an. In Tanguiéta befindet sich der Sitz der Nichtregierungsorganisation (NRO) für die ich arbeiten wollte.

Die größte Schwierigkeit der ersten Tage war es, die Leute zu verstehen, denn sie sprachen sehr schnell Französisch und wollten mir zuliebe noch ein paar englische Worte dazumischen, sodass ich dann oft komplett verwirrt war. Ich habe mich allerdings schneller als erwartet daran gewöhnt und einiges dazugelernt.

Zunächst bestand meine Aufgabe darin einige organisatorische Dinge zu regeln und ein Projekt zu finden, bei dem ich mitarbeiten konnte.

Bis etwas Geeignetes gefunden war habe ich bei einigen Aktionen der NRO mitgearbeitet. Wir haben z.B. Stofftaschen an Schüler verteilt mit Stiften, Radiergummis usw. Diese Aktionen haben mir immer sehr viel Spaß gemacht, da die Gruppe, mit der wir losfuhren aus vielen interessanten Personen bestand und ich durch die verschiedenen Fahrten die Gegend etwas auskundschaften konnte.

Es dauerte einige Zeit, aber schließlich hatten wir doch ein Projekt gefunden, bei dem ich unterkommen konnte. Es handelte sich um ein Dorf namens Matéri, in dem ich im Kindergarten mitarbeiten konnte und bei einer Familie wohnen.

Meine Aufgaben waren natürlich noch nicht richtig definiert, denn ich war die erste, die dort einen Freiwilligendienst erbrachte. Die ersten zwei Tage war ich damit beschäftigt vielen Kindern die Nase zu putzen und die Hände zu waschen und mir den Unterricht anzuschauen. Nach etwa einer Woche sprach ich den Lehrer an, wie er sich meine Aufgaben denn vorstellt oder was er von mir erwartet und wir suchten meine Aufgaben heraus.

Ich übernahm ein paar Unterrichtseinheiten, wie z.B. Mathe (zählen von 1 bis 7) oder Französisch (z.B. Körperteile lernen) und viele pflegerische Aufgaben.

Oft war es schwer, da die Kinder kein Französisch sprachen, sondern Biali, eine Lokalsprache, aber ich lernte immer mehr, mit Händen und Füßen zu sprechen, mich durchzusetzen und auch so ungefähr bestimmte Worte auf Biali nachzusprechen, sodass ich immerhin "Setz dich hin!" oder "Rutsch zur Seite" sagen konnte, was mir oft weitergeholfen hat.

Ich arbeitete mit dem Lehrer und einer Erzieherin zusammen. Der Lehrer war auch erst so alt wie ich und neu an der Schule und die Erzieherin kam zur gleichen Zeit, wie ich an die Schule.

Es gab auch einen Direktor, aber er kam nur um 11Uhr und machte seinen Rundgang und legte sich dann zum Schlafen in sein Büro, sodass er nie zu erreichen war.

Oft beschäftigte mich auch meine Arbeit mit dem Lehrer, denn seine pädagogischen Ansätze und sein Umgang mit den Kindern war für mich nicht immer nachvollziehbar, wie auch die Erziehung der Kinder zu Hause bei meiner Gastfamilie.

Ich arbeitete jeden Tag von 8 bis 12Uhr und von 15 bis 17Uhr. Die Arbeitszeit war nicht lange, aber es war genug, denn die 75 Kinder haben viel Lärm gemacht und schließlich war das Leben bei der Gastfamilie auch oft anstrengend.

Die Familie nahm mich sehr herzlich auf und ich habe ein eigenes Zimmer bekommen für 7 Euro Miete pro Monat. Es war für mich eine unheimlich tolle Erfahrung in der Familie zu leben und deren Alltag mitzubekommen, aber oft war es auch sehr schwer. Ich hatte sehr wenig Privatsphäre und wurde bei vielem beäugt, da jeder sehen wollte, wie die Europäerin sich so durch den Alltag bringt.

Manchmal war es auch witzig, wenn mir das halbe Dorf beim Wäschewaschen zugeschaut hat, denn die Neugierde ist irgendwie auch verständlich und ich habe mich daran gewöhnt das ein oder andere Schmunzeln nicht persönlich zu nehmen. Oft haben wurde mir auch Hilfe angeboten, über die ich froh war und ich glaube Hilfe annehmen war eines der Dinge, die ich wirklich erst lernen musste, denn ich konnte nicht immer alles allein schaffen und es war für mich oft eine Überwindung, nicht einfach aus Höflichkeit anzulehnen.

Ursprünglich war geplant, dass ich am Wochenende öfter abgeholt werde, um meine Freizeit in Tanguiéta zu verbringen, denn in Matéri sprechen viele Menschen kein Französisch und auch meine Gastfamilie sprach selten Französisch. Außerdem gab es in Tanguiéta ein größeres Lebensmittelangebot.

Leider hat das nicht oft geklappt, denn die Verabredungen wurden selten eingehalten, sodass die Wochenenden oft sehr lang waren und ich mich in Geduld übte.

Ich musste schnell lernen, mich durchzusetzen und das zu organisieren, was ich will, denn es war einfach wichtig ab und zu in der Freizeit Leute zu treffen und etwas zu unternehmen.

Da ich die erste Freiwillige der NdF und der afrikanischen NRO in Benin war, musste ich sehr viel organisieren und klären. Ein riesiger Vorteil dabei war allerdings, dass ich auch sehr viel Freiheit hatte, den Dienst so zu gestalten, wie ich ihn mir vorstellte. Dadurch habe ich vermutlich einiges mehr gelernt und erfahren, als wenn alles schon geplant gewesen wäre.

In den Weihnachtsferien habe ich beschlossen nach Tanguiéta zu gehen, da die Schule zu war. Mit 4Tagen Verspätung wurde ich mit Sack und Pack abgeholt und traf am 1 Weihnachtsfeiertag in Tanguiéta ein. Ich arbeitete 2 Wochen in der Bibliothek mit und sortierte Bücher ein oder beschriftete sie. Diese Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht, denn es kamen immer Leute vorbei und wir haben auch oft am Wochenende oder in der Freizeit etwas unternommen, sind zum Wasserfall gelaufen oder ich bin mit französischen Volontären auf kleine Ausflüge gegangen.

Hier wohnte ich in einem Haus alleine, welches von der NRO angemietet ist als Lager und für Besucher. Es war sehr angenehm mal wieder ein bisschen Privatsphäre zu haben, obwohl ich nun alle Arbeiten selbst machen musste und vor allem Wasser aus dem Brunnen holen. Ich kann das Wasser nicht so locker auf dem Kopf rumschwingen, wie die Afrikaner.

Nach den Ferien bin ich wieder in den Süden nach Cotonou gereist, um mein Visum zu verlängern. Die Busfahrt war diesmal sehr viel angenehmer. Ich kannte ein paar Leute im Bus und wir haben die ganze Fahrt die Bob Marley Lieder mitgeträllert. Nach 4 Tagen bin ich zurück gefahren und in Tanguiéta leider krank geworden.

Nachdem ich einige Zeit krank war beschloss ich, wieder Heim zu reisen und mich hier untersuchen zu lassen. Diese Entscheidung fiel mir sehr schwer, denn ich konnte mich nun endlich gut auf Französisch unterhalten, habe gelernt, wie ich es hier hinbekomme etwas zu organisieren ohne 1 Woche Verspätung und ich habe auch einige Freunde gewonnen, die ich so schnell nicht wieder sehen werde.

In Deutschland angekommen bin ich schnell wieder gesund geworden und vermisse das Leben in Benin schon ein wenig.

Kontakt zu französischen Volontären hatte ich gegen Ende meines Freiwilligendienstes, als ich krank war und zum ausruhen mit ihnen in einem Haus gewohnt habe. Die ersten 2 Tage habe ich mich gefreut, sie zu sehen, aber sie sind alle nur 2 Wochen geblieben und habe sich nur über französische Küche unterhalten.

Ich würde den Einsatz jetzt sofort noch einmal machen, denn mit dem, was ich jetzt gelernt habe, werde ich schneller wissen, wie ich mich zurecht finde. Zudem habe ich mich bis heute nicht an den Straßen Benins satt gesehen, in denen es so viel Buntes zu sehen gibt. Ich habe nicht nur Schönes gesehen, viel Armut und Leiden, aber trotz allem sind die Menschen dort reich an Hilfsbereitschaft und sehr stark, sodass ich das Gefühl hatte, dass das, was ich ihnen helfen konnte in der Schule und bei der NRO nicht annähernd das erreicht, was ich gelernt habe.

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